What's your 

Die Plattform

Geschichten von Flucht und Integration sind vielfältig, individuell – und sie sind es alle wert, erzählt zu werden.

Mit dieser Plattform schaffen wir ein grundlegendes Verständnis für Menschen mit Fluchtgeschichte und ihre Lebenssituation in Deutschland. Dafür treffen wir Personen mit Fluchtgeschichte, die in Niedersachsen ihr Zuhause gefunden haben, und tauschen uns mit ihnen über ihre Erfahrungen aus. Diese Geschichten und Perspektiven erscheinen dann hier auf der Website – in Form von Texten, Videos und Podcasts. Auch auf Instagram gibt es die Portraits auf den Seiten von Exil und dem Flüchtlingsrat zu entdecken.

Menschen im Exil sind wichtige Mitglieder unserer Gesellschaft, die trotz der widrigen Umstände ihrer Flucht und der vielen Hürden beim Ankommen in Deutschland den Mut nicht verloren haben und unser aller Achtung und Wertschätzung verdient haben. Hier werden Geschichten des „erfolgreichen“ Ankommens in Deutschland erzählt – wobei klar ist, dass „Erfolg“ für uns alle etwas anderes bedeuten kann. Wir möchten diesen Begriff deshalb durch eine eigene Definition nicht einschränken und laden ganz herzlich alle Menschen ein, sich bei uns zu melden und Ihre persönliche Geschichte mit uns zu teilen.

Auch Beratungsstellen, Initiativen und ehrenamtliche Unterstützer:innen sind eingeladen, über ihre Erfahrungen zu berichten und uns ihre Arbeit näher zu bringen.

Hier könnt ihr Geschichten lesen von:

  • persönlichem Erfolg (kulturell, sozial, politisch, etc.)
  • zivilgesellschaftlichem Kampf um die eigenen Rechte oder Rechte anderer Geflüchteter
  • erfolgreicher Begleitung vulnerabler Gruppen (z.B. LSBTIQ*-Geflüchtete, Frauenzentren, junge Geflüchtete, ggf. un-/begleitete Minderjährige)
  • erfolgreicher Teilhabe- und Empowerment-Angebote
  • erfolgreichen ehrenamtlichen Angeboten

Das Projekt ist im Rahmen des Netzwerkprojektes AMBA+ in Zusammenarbeit mit Exil e.V. entstanden. Mehr Infos gibt es bei den Projektpartnern:

     

Alle Geschichten hinter dem Projekt

Schritt für Schritt Ankommen in einem neuen Leben

Nataliia kommt an einem regnerischen Dezembertag im Büro vorbei. „In der Ukraine sehen die Winter ganz anders aus“, berichtet sie. „Viel mehr Schnee, viel kälter, aber auch mehr Sonne.“ Sie erzählt, dass ihr Sohn sie immer wieder fragt: „Mama, wann schneit es endlich?“. Sie beiden vermissen das knirschende Geräusch der Schuhe, wenn man durch Schnee läuft, das sie aus den Wintern in der Ukraine kennen. Aber seitdem sie am 22. März 2022 die Ukraine verlassen mussten, haben die beiden ein neues Zuhause gefunden, in Osnabrück, das die meisten Winter ohne Schnee auskommt.

Nataliia ist in der Ostukraine aufgewachsen und hat dort in einer kleinen Stadt in der Region Donezk gelebt, hat dort eine Familie gegründet. In Mirnograd gab es drei Kohleminen, in denen viele der Einwohner gearbeitet haben. Die Minen sind inzwischen zerstört und viele der Menschen haben die Stadt verlassen. So wie auch Nataliia, die mit ihrem Sohn, ihrer Schwester und deren zwei Kindern inzwischen in Osnabrück wohnt.

Aus Bangladesch nach Hannover

Das Gespräch mit Fatema führen wir am späten Nachmittag: Wir haben uns am Telefon verabredet und sie erzählt, dass sie momentan ein Praktikum macht und gerade nach Hause gekommen ist, endlich Feierabend hat. Ihre Kolleg*innen sprechen sehr schnell, da ist es anstrengend mitzukommen, jedes Wort zu verstehen. Trotzdem gefällt ihr ihre Ausbildung als Pflegehelferin, die sie im vergangenen Jahre begonnen hat, sehr. Obwohl sie ist geschafft ist vom Tag, möchte sie von ihrer Geschichte und ihrem Schicksal erzählen – denn Fatema wurde als Jugendliche Opfer eines Säureangriffs und hat bis heute mit den Folgen zu kämpfen. Sie ist jetzt, auch 30 Jahre später, noch von den den Verletzungen gezeichnet und möchte deshalb, aber auch weil sie noch immer Angst hat vor ihrem Peiniger, anonym bleiben. Auch ihr Name ist eigentlich ein anderer.

„Wenn ich nach Deutschland allein gekommen wäre, dann wäre alles anders gewesen als mit Familie “

2016 kam Hassan aus Tschetschenien nach Deutschland. Heute ist er 22 Jahre alt, lebt in Burgdorf. Seit mehr als 8 Jahren befindet er sich in einem laufenden Asylverfahren. In dieser Zeit konnte Hassan Vieles erreichen. Er fühlt sich wohl an seinem Wohnort und sagt ganz stolz: „…Burgdorf hat mir alles gegeben!“
Hassan schließt seine Ausbildung zum Fliesenleger ab und übernimmt aktuell die geschäftsführende Rolle im Betrieb. Die antreibende Kraft und Unterstützung im Prozess des Ankommens erfährt er durch seine Familie. Sie gibt ihm Orientierung und Halt und schont ihn von den Strapazen des Asylverfahrens, so dass er ein weitestgehend normales Leben führen und sich frei entfalten kann. Sein älterer Bruder ist sein Vorbild und gleichzeitig lebendiges Beispiel für den Kampf, trotz vieler Hürden, in der Gesellschaft
anzukommen. Hassan persönlich kann von einem reibungslosen Ankommen berichten. Dennoch beschäftigen ihn die Schwierigkeiten, die er bei anderen Schutzsuchenden durch die gesetzlichen Einschränkungen sieht, sehr.