Politischer Aktivismus für Veränderungen in Deutschland und im Sudan

Foto: Ma’an Moussli/Nun Kreativa

Das Demonstrationsrecht – für Viele hier eine Selbstverständlichkeit, aber in großen Teilen der Welt müssen die Menschen mit Repressionen rechnen, wenn sie für ihre Überzeugungen auf die Straße gehen. So auch im Sudan: Unter der Herrschaft des langjährigen Diktators al-Baschir gab es keine Meinungs- oder Pressefreiheit und die Bevölkerung wurde unterdrückt. Dazu gab es gab zahlreiche Berichte von Menschenrechtsverletzungen, nicht nur im Kriegsgebiet Dafur.

Musa kann davon berichten: Er stammt aus dem Sudan und war vor seiner Flucht dort sogar politisch aktiv: „Schon in der Schule habe mich für die Meinungsfreiheit eingesetzt“ berichtet er. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn neben dem blutigen Konflikt im Land müssen die Bürger*innen die Willkür des Staates oder die Todesstrafe fürchten. Dazu kommen Armut und wenig Hoffnung auf ein Ende des Konflikts.

Diese Umstände bewegten Musa im Jahr 2012 zur Entscheidung, nach Libyen zu fliehen. In Libyen war Musa dann zwei Jahre, lebte und arbeitete in Tripolis. Doch auch dort verschärften sich Unruhen und blutige Konflikte, sodass er weiter nach Europa fliehen musste. Nachdem langer und beschwerlicher Flucht über Italien gelang es ihm, nach Deutschland einzureisen. Kaum angekommen, wurde er direkt aktiv: Er fand einen Job in einem Paketlager und besuchte nach der Arbeit einen Deutschkurs.

Sogar sein politisches Engagement setzte er fort und vernetzte sich mit der sudanesischen Community in Deutschland. Ihre Mitglieder machen auf Demonstrationen, etwa vor der sudanesischen Botschaft in Berlin oder durch Briefe an Politiker*innen auf die schreckliche Lage in ihrer Heimat aufmerksam, haben aber auch konkrete Forderungen: Es braucht sichere Fluchtrouten und ein Bleiberecht für alle Flüchtenden – Abschiebungen in das Land, in dem ein Bürgerkrieg herrscht, darf es nicht geben.

Musa sagt: „Die politische Realität im Sudan macht mich zu einem politischen und humanitären Aktivisten. Auch von hier möchte ich mich für die Menschen im Sudan einsetzen.“ Deshalb protestierten sie gemeinsam in Hannover und in Berlin, organisierten Kulturveranstaltungen und Konzerte, aber auch Diskussionsrunden. Musa selbst hielt auch Reden und schrieb Briefe an die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, die dann auch zu einem Gespräch mit der sudanesischen Community kam. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie dem Flüchtlingsrat lenken sie immer wieder die Aufmerksamkeit auf die Notlage der Menschen im Sudan.

Unermüdlich setzt sich Musa also für die Menschen in seiner Heimat ein – auch um sich beim Blick auf den Sudan nicht ohnmächtig zu fühlen und gleichzeitig den Zusammenhalt der sudanesischen Community zu spüren. Aber auch die große Wirksamkeit des eigenen Protests motiviert ihn, weiterzumachen: Seit 2018 stieg die Zahl der positiven Asylbescheide für Sudanes*innen in Deutschland und 2019 wurde der Diktator al-Bashir nach 26 Jahren abgesetzt. Davon, dass auch die sudanesische Community daran einen Anteil hat, ist Musa überzeugt. Der stetige Druck aus der Zivilgesellschaft und die Bemühungen der sudanesischen Community, auf die Situation in ihrem Land aufmerksam zu machen, hat gewirkt.

Aber auch für sich persönlich konnte Musa einige Erfolge erzielen. Er erzählt stolz, dass er eine Ausbildung als Schlosser absolviert hat und als Metallbauer arbeitet. Er ist verheiratet und er und seine Frau, die über den Familiennachzug aus dem Sudan ebenfalls nach Deutschland kommen konnte, sind Eltern von Zwillingen. Kennengelernt haben sie sich, weil auch sie ehrenamtlich aktiv war: Im Sudan engagierte sie sich für Kinder und Jugendliche. Der erfolgreiche Start in das Leben in Deutschland ist Musa also gelungen. Nebenbei bleibt er auch als Familienvater aktiv in der sudanesischen Community, bei verschiedensten Aktionen, Treffen und Veranstaltungen. „Besonders an den Wochenenden“ lacht er zum Abschluss, denn neben der Arbeit und der Familie vergeht die Zeit einfach so schnell, bald sind die Kinder schon groß!“

Text: Luca Wirkus/Exil e.V.